Warnung vor “phänomenalem Umbruch”
Hessische Krankenhaus-Geschäftsführer fürchten um die Qualität der stationären Versorgung
Limburg / Kassel. Die Klinikbranche stehe angesichts der dramatischen Lage der Krankenhäuser vor einem “phänomenalen Umbruch”, so die Feststellung von Hubert Connemann, Landesvorsitzender der Landesgruppe Hessen vom Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), zu Beginn der 71. Jahrestagung des VKD Hessen am 5. Oktober in Kassel. Zu schaffen macht den Krankenhäusern auch in Hessen vor allem der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, der angesichts vieler Krisen auf einen neuen Höchststand gestiegen sei. “Die alten Regeln gelten nicht mehr, die neuen sind noch nicht gefunden”, so Connemanns bitteres Fazit.
Für Verdruss sorgt dabei nach den Worten von Andreas Schwab, Stellvertretender Landesvorsitzender, auch die Diskrepanz zwischen “Applaus und großer Wertschätzung”, wie sie zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr und Sommer 2020 den Ärzt:innen und Pflegekräften bekundet worden seien, und der offenkundigen Abwendung der Politik und Gesellschaft von den Krankenhäusern, die in den aktuellen gesellschaftlichen Krisen in einem bedrohlichen Zustand alleine gelassen würden und sich selbst überlassen blieben.
Dass der Unmut vieler Häuser in diesem Umfeld steige, attestierte auch Andreas Beivers, Professor von der Hochschule Fresenius München. Prognosen für die Zukunft der Krankenhäuser seien derzeit schwer zu treffen. Um den “Change” zu schaffen, gehe es vor allem nicht nur darum, Personal anzuwerben, sondern auch darum, die Qualität zu sichern und Karrierepfade zu ermöglichen. Auf dem Weg hin zur Ambulantisierung empfiehlt Beivers außerdem, die Patienten nicht zu vergessen, damit die Ambulantisierung nicht in einem “Nullsummenspiel” ende.
Jochen Schütz, Geschäftsführer Personal und Finanzen bei Vitos, berichtete, wie sein Unternehmen in den vergangenen rund zehn Jahren eine neue Personalstrategie umgesetzt hat. In diesem Jahr wurden zudem eine HR-Kommunikation etabliert, die die Unternehmenskommunikation und Personalabteilung unter einem Dach vereint sowie verschiedene Social Media-Kanäle aktiviert. “Ein konsequentes Umdenken ist absolut notwendig, genauso wie ein gesundes Mindset”, so Schütz.
An die Entscheider in Politik, Gesellschaft und Krankenkassen richteten die hessischen Klinikdirektoren:innen die Forderung, unter anderem durch einen Inflationsausgleich von vier Prozent im laufenden Jahr sowie entsprechende Aufschläge auf die für 2023 zu treffenden Vereinbarungen die finanzielle Situation der Krankenhäuser zu verbessern und so ein größeres Kliniksterben zu vermeiden.
“Deutschland ist eines der reichsten Länder dieser Erde und leistet sich zumindest in der Theorie eines der teuersten und besten Gesundheitssysteme weltweit. Dieser hohe Anspruch wird nachhaltig gefährdet, wenn am Ende die Kranken, Alten und Schwächsten unserer Gesellschaft den Preis dafür zahlen müssen, das die Politik versagt”, so die abschließende Bewertung vom Landesvorsitzenden Hubert Connemann.
Der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD) vertritt mit rund 2.200 Mitgliedern das Management fast aller deutschen Krankenhäuser einschließlich der Rehabilitationskliniken und Pflegeeinrichtungen. Er versteht sich als Ansprechpartner insbesondere in Fragen der Krankenhauspraxis und des Klinikmanagements. Die VKD Landesgruppe Hessen umfasst knapp 200 Mitglieder. www.vkd-online.de
Pressekontakt:
Hubert Connemann Vorsitzender
Landesgruppe Hessen
hubert.connemann@dicv-limburg.de