PRESSEMITTEILUNG | 25.06.2025 | Berlin

Die Reform kommt nun in der Realität an – kurzfristige Änderungen sind jetzt dringend notwendig

Sturm am Montagnachmittag über Berlin. Der Blick auf die Dahme vom Konferenzhotel aus zeigte den rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der 67. Jahrestagung des VKD heftigen Wellengang. Da war der wesentliche Programmpunkt des Tages, die Podiumsdiskussion, keinesfalls stürmisch, sondern betont sachlich, bereits beendet und man konnte untereinander das Thema weiter erörtern. „Krise als Chance – die Transformation der Kliniken“ – darum ging es an den zwei Tagen der Konferenz. Ein Thema, das sicher alle hier versammelten kaufmännischen Führungskräfte beschäftigte, denn die Krise begleitet sie schon seit etlichen Jahren. Die nun in Gang gesetzte Transformation wollen alle trotz vieler Schwierigkeiten mit ihren Krankenhäusern in den kommenden Jahren schaffen.

Das wird nicht einfach. Das machte in seiner Begrüßung VKD-Präsident Dirk Köcher sehr deutlich. Er verwies u.a. darauf, dass wesentliche Regelungen in der Krankenhausreform diesen Weg in die Zukunft deutlich erschweren würden. Seit ihrem in Kraft treten im Dezember 2024 komme die Reform mit jedem Tag immer mehr in der Realität an. „Es wird deutlich, was passiert, wenn ein Gesetz mit dieser enormen inhaltlichen Bedeutung ohne wirkliche Einbindung der Praktiker durch den Gesetzgeber durchgedrückt wird.“ Kurzfristige Anpassungen seien zwingend notwendig, so die Erwartungen der Krankenhäuser von der Politik.

Berlins Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra (SPD), verantwortlich u.a. für die Charité und mit Vivantes für den größten kommunalen Krankenhauskonzern in Deutschland, kennt die Probleme. Das wurde auch in ihrer Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutlich. Berlin sei ein exzellenter Forschungsstandort, verfüge über viele gute Krankenhäuser, doch die angespannte finanzielle Lage, steigende Kosten, Fachkräftemangel mache ihnen zu schaffen.

Sicherer Rahmen für die Kliniken ermöglicht auch Chancen in der Krise

In der von VKD-Pressesprecher Andreas Tyzak moderierten Podiumsdiskussion kamen dann Vertreter aus Politik, Verbänden und aus der Praxis zu wichtigen Aspekten des Themas „Krise als Chance“ zu Wort.

Es ging dabei um die fehlende Planungssicherheit, um noch immer fehlende Rechtsverordnungen, etwa zu Mindestfallzahlen und Leistungsgruppen, sowie den Transformationsfonds, dessen Finanzierung bis zur Jahrestagung zumindest noch nicht geklärt war. Wie die vorgesehene Vorhaltefinanzierung funktionieren werde, wisse man ebenfalls noch nicht.

Beim Thema Qualität war man sich einig, dass es vor allem um Ergebnisqualität gehen müsse. Simone Borchardt, MdB und Sprecherin für die Unionsfraktionen im Gesundheitsausschuss des Bundestags, erklärte, es gebe zu viele Restriktionen und Dokumentationspflichten, die zwar auf die Strukturqualität zielten, aber an sich nichts über die Behandlungsqualität aussagten. Im Vordergrund müsste künftig die Ergebnisqualität stehen. Sie betonte auch die Notwendigkeit, den Ländern mehr Flexibilität im Rahmen der Krankenhausreform zu geben – die Situation in jedem Bundesland sei anders.

Dr. Ina Czyborra verwies darauf, dass für die Länder die Frage der Ressourcen noch nicht geklärt sei. Die Gefahr bestünde, dass Häuser vom Netz gingen, die aber dringend benötigt würden. Es sei darüber hinaus auch klar, dass die allseits von der Politik geforderte Ambulantisierung nur mit den Krankenhäusern umgesetzt werden könne. Der ambulante Sektor werde das allein sicher nicht schaffen.

Beide Politikerinnen plädierten für mehr Pragmatismus und Flexibilität.

Aus der Diskussionsrunde kam auch die Forderung, für die Umsetzung der Hybrid-DRGs und die Ambulantisierung müssten aus dem Transformationsfonds Mittel bereitgestellt werden.

Prof. Dr. med. Henriette Neumeyer, Vize-Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), sagte, die Kopplung von Leistungsplanung und Finanzierung mache Sorge. Leider werde das vom Bundesgesundheitsministerium als „effektives Instrument“ gesehen. Die Praxis zeige auch hier wieder, dass die Expertise der Praktiker nicht ignoriert werden dürfe. Sie forderte, dass im Leistungsgruppenausschuss die Krankenhäuser ein größeres Gewicht erhalten müssten. Die Krankenhausreform müsse auch einen Wettbewerb um Qualität sichern.

Das Thema Bürokratie trieb alle Diskutanten um. Das immer wieder vom Ex-Bundesgesundheitsminister zugesagte Bürokratieentlastungsgesetz führte das Publikum noch einmal zurück zum verhassten, kritisierten aber dennoch nie wirklich sinnvoll geänderten Klinikatlas Lauterbachs. Dieser hatte damit und auch mit der Krankenhausreform die Bürokratielast nochmals deutlich vergrößert. Simone Borchardt unterstützte die Forderung, die der VKD schon von Anfang an erhoben hatte: Der Klinikatlas müsse weg. Er bringe die Kliniken mit seinen Forderungen an die Belastungsgrenze, so auch VKD-Präsident Dirk Köcher.

PD Dr. Michael A. Weber, Präsident des Verbandes der leitenden Krankenhausärztinnen und -ärzte (VLK) monierte, der Qualitätsansatz Lauterbachs sei die Strukturqualität. Diese sichere aber nicht in jedem Fall tatsächlich eine gute Ergebnisqualität. Er forderte, dass mit einer Entbürokratisierung auch viele unnötige Prüfungen wegfallen müssten.

Wenn die Bundesgesundheitsministerin ankündige, an der Krankenhausreform noch Änderungen vornehmen zu wollen, sei leider bisher unklar, welche damit gemeint seien. Die Informationslücken für Kliniken und auch Länder blieben vorerst, so Dirk Köcher. Planungssicherheit sehe anders aus.

Praxiserfahrungen geteilt

Am zweiten Konferenztag macht Martin Heumann vom Krankenhauszweckverband Rheinland e. V. deutlich, welche Herausforderungen die Krankenhausreform für die Kliniken bringt. Alexander Reckmann, Bartels Consulting GmbH, Coesfeld, erläuterte, welche neuen Strategien für die ambulante Versorgung es geben kann. Christian Pellehn, Bereichsdirektor ambulante Leistungen der GLG-Kliniken Eberswalde, teilte die Erkenntnisse und Praxiserfahrungen der Klinikgesellschaft zu den Hybrid-DRGs. Der Transformationsprozess „Ambulantisierung“ sei längst im Gange. Welche Potenziale könne ein Krankenhaus hier erschließen und lohne sich der Schritt wirtschaftlich? Welche Erlöseinbußen stünden dagegen? Unter den aktuellen Bedingungen gebe es keinen Anreiz zur Ambulantisierung, so sein Fazit. Es brauche Anreizsysteme, eine Anpassung des EBM als Vergütungsinstrument, das Vergütungsniveau der Hybrid-DRGs müsse gehalten werden, soziale Aspekte seien zu berücksichtigen und für den Aufbau der ambulanten Strukturen müssten Investitionsmittel bereitgestellt werden.

„Kurs halten in stürmischen Zeiten – so bewältigen Sie den Wandel“, war der Rat von Key Note Speaker Lutz Herkenrath, Schauspieler, Trainer und Coach aus Hamburg zum Abschluss der Tagung. „Wir können die Wellen nicht aufhalten, aber wir können lernen, sie zu surfen.“

VKD-Geschäftsführer Dr. Jens-Uwe Schreck dankte während der Abendveranstaltung herzlich allen Unterstützern, vielfach langjährigen Partnern der Krankenhäuser und des Verbandes, die zum Gelingen der Konferenz maßgeblich beigetragen haben. Man gehe gemeinsam in den Transformationsprozess.

Im Foto v.l.: Prof. Dr. med. Henriette Neumeyer, Simone Borchardt, Dr. Ina Czyborra, PD Dr. Michael A. Weber, Dirk Köcher, Andreas Tyzak

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