NRW | Verband der Krankenhausdirektoren NRW zieht Zwischenbilanz

Iserlohn, 2. September 2025 |  Knapp 100 Geschäftsführende und Mitarbeitende in leitenden Positionen der nordrhein-westfälischen Krankenhauslandschaft sind in der vergangenen Woche in Iserlohn zusammen­gekommen. Sie alle folgten der Einladung der Landesgruppe NRW des Verbands der Krankenhaus­direktoren Deutschland e.V. unter Vorsitz von Dr. Mark Lönnies.

Zwei Tage referierten und diskutierten renommierte Akteure aus Politik, Wirtschaft und Krankenhauspraxis zu Themen, die den Gesundheitssektor derzeit bewegen und herausfordern.

Im Fokus des ersten Veranstaltungstages stand dabei die Krankenhausplanung NRW, genauer gesagt ein Zwischenfazit zu den bisherigen Umstrukturierungen im Land. Tom Ackermann, Vorsitzender des Vorstands der AOK NordWest blickte dabei aus Sicht der Krankenkassen auf die ersten Reformveränderungen und zeichnete einen Ist-Zustand, der bis dato hinter den Erwartungen zurückgeblieben und weiterhin deutlich ausbaufähig sei. Die Sozialversicherungsbeiträge würden bundesweit weiter steigen und ohne größere Einschnitte die langfristige Finanzierbarkeit der derzeitig geltenden Gesundheitsleistungen gefährden. Die Effizienz im System müsse gesteigert und die Gesamtkosten reduziert werden.

Aus Sicht der Krankenhäuser im Land NRW, die stellvertretend durch Sascha Klein, Vizepräsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, vorgetragen wurde, wurde zunächst der gemeinsame Planungsprozess mit dem Ministerium gelobt. Klein betonte auch, dass Veränderungen notwendig und gut seien, hielt den Zeitpunkt für ein Zwischenfazit dennoch für verfrüht, da die Veränderungen erst mit Ablauf der Übergangsfristen – also ab 2026 spürbar werden. Es gilt in der jetzigen Situation nun offene Fragen für ein rechtssicheres Handeln in NRW zu klären. Die Ambulantisierung soll gezielt weiter vorangetrieben werden, jedoch dürfe die Erbringung neuer Hybrid-Leistungen keine Schwächung der Krankenhausplanung bedeuten. Es gilt zu vermeiden, dass Leistungen unkontrolliert in den ambulanten Bereich abwandern und dort ohne Qualitätsvorgaben und Begrenzungen durchgeführt werden. Ebenso soll die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden, doch sei es erforderlich die begonnenen Digitalisierungs- und Modernisierungsprojekte auch nach Ablauf der KHZG- Förderung nachhaltig finanziell sicherzustellen, um nicht noch weitere Finanzierungslücken in der Krankenhauslandschaft zu generieren.

Helmut Watzlawik, Abteilungsleiter Krankenhausversorgung des MAGS betonte, dass die Krankenhausreform NRW ein Erfolgsmodell in Zusammenarbeit von Verbund und Ministerium sei und sprach von der größten Strukturreform im Gesundheitswesen, um die Akut- und Notfallversorgung, aber auch Spezialisierungen in Fachkrankenhäusern zu sichern. Nach wie vor gäbe es jedoch zwingende Punkte, die geändert werden müssen und es sei die Verantwortung der Politik, die Reform, ein „lernendes Modell“, im Bedarfsfall anzupassen. Man brauche jedoch Zeit und Planungssicherheit, um die Krankenhausplanung nun in die Praxis umzusetzen Dennoch sei man stolz, dass die NRW-Planung die Grundlage für eine bundesweite Reform ist.

Dr. Mark Lönnies, Vorsitzender der Landesgruppe NRW, resümierte zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages, dass die Reform für einzelne Häuser gravierende Einschnitte und Folgen mit sich bringt, viele Krankenhäuser unterfinanziert seien und weiter um ihr Überleben im Gesundheitssektor kämpfen müssen. Die Transformation müsse rechtssicher bleiben, es braucht konstruktive Gespräche, Kooperationen und vor allem Pragmatismus.

Der Vorstand der VKD-Landesgruppe NRW betonte ausdrücklich, sie wolle die Krankenhausplanung, die nun auch Einzug in andere Bundesländer halten soll, weiterhin konstruktiv mitgestalten. „Wir schätzen die offene Dialog-Kultur mit dem Gesundheits­ministerium und stehen den Planungen der Politik weiterhin mit einer positiven Grundhaltung gegenüber“ betont Hans-Jürgen Winkelmann aus dem VKD-Vorstand.

| Beleuchteten an Tag 1 der Managementtagung in Iserlohn die Krankenhausplanung im Land NRW

(v.l.n.r.) Dr. Mark Lönnies (Coesfeld; Vorstandsvorsitzender der VKD-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen), Maud Beste (Güters­loh; Vorstandsmitglied der VKD-Landesgruppe NRW), Jürgen Beyer (Schwerte, Vorstandsmitglied der VKD-Landesgruppe NRW), Helmut Watzlawik (Düsseldorf; Abteilungsleiter Kranken­hausversorgung des Minis­teriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales), Tom Ackermann (Dortmund; Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest), Sascha Klein (Vizepräsident der KGNW), Wolfgang Mueller (Datteln; Vize-Präsident VKD e.V., Vorstandsmitglied der VKD-Landesgruppe NRW), Jessica Lleran­di Pulido (Mettmann; Vorstandsmitglied der VKD-Landesgruppe NRW), Hans-Jürgen Winkel­mann (Siegen; Vorstands­mitglied der VKD-Landes­gruppe NRW) und Frank Dünnwald (Köln; stellv. Vorstands­vorsitzender der VKD-Landesgruppe NRW).

Der zweite Veranstaltungstag startete mit Zahlen, Daten und Fakten der Gesundheitsbranche. Dr. Christian Heitmann, Partner der Curacon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zeigte deutlich auf, dass weder der Transformationsfond im Investitions­kostenbereich, noch die ausstehenden Zahlungen von vier Milliarden Euro für die Ausgleiche der Betriebskosten 2022 und 2023 deckend seien. Die Finanzlage von über 60% der Krankenhäuser sei kritisch und nicht länger hinnehmbar.

Es folgte ein Blick auf die Krankenhaus-Trägerschaften in Deutschland, die Rahmenbedingungen dieser und die Frage nach Chancengleichheit bei unterschiedlichen Regelungen der Bezuschussung. Die Defizite vieler kommunaler Häuser werden zwar bislang noch durch die Kommunen ausgeglichen, die Haushalte seien jedoch lange nicht mehr ausgeglichen und erfordern neue Konzepte, um zukunftsfähig zu bleiben.

Clemens Maurer, Sprecher der Geschäftsführung der Klinikum Darmstadt GmbH ist sich sicher: es werden neben den bekannten Trägern auch neue Trägerstrukturen entstehen müssen, um den regionalen Herausforderungen zu begegnen.

Das Beispiel: die in finaler Planung entstehende Holding zwischen dem Klinikum Darmstadt und dem Agaplesion Elisabethenstift, die aus zwei Krankenhäusern einen neuen Versorger für die Gesundheit der Menschen in der Region schaffen will. Wie das gelingen kann, welche Entscheidungen getroffen und Herausforderungen gestemmt werden müssen, darüber berichtete neben Maurer auch Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender der Agaplesion gAG aus Frankfurt, der eine Gleichbehandlung bei öffentlichen Zuschüssen wünscht. Beide seien überzeugt, dass neue Wege gelingen können, wenn es die Parteien auch wollen. Der Fokus sollte eine wohnortnahe und qualitativ gute Versorgung unter dem Aspekt der Trägervielfalt sein.

Den Abschluss der Veranstaltung bildet ein praxisorientierter Vortrag zur KI im Gesundheitswesen. Eindrucksvolle Tools, Beispiele zur Arbeits­erleichterung und der zwingende Appell, sich auch im Krankenhaus für das Thema zu öffnen, nahmen die Tagungsteilnehmenden mit. Auch mit dem Warnhinweis: Wer KI in seinen Dimensionen nicht nutzt, wird in Zukunft abgehängt.

| Nahmen am zweiten Tagungstag die Trägerschaften und ihre Perspektiven in den Fokus

(v.l.n.r.) Maud Beste (Gütersloh; Vorstandsmitglied der VKD-Landesgruppe NRW), Frank Dünnwald (Köln; stellv. Vorstandsvorsitzender der VKD-Landesgruppe NRW), Hans-Jürgen Winkelmann (Siegen; Vorstandsmitglied der VKD-Landesgruppe NRW), Clemens Maurer (Sprecher der Geschäftsführung der Klinikum Darmstadt GmbH), Dr. Markus Horneber (Frankfurt; Vorstandsvorsitzender der Agaplesion gAG), Jessica Llerandi Pulido (Mettmann; Vorstandsmitglied der VKD-Landesgruppe NRW), Dr. Mark Lönnies (Coesfeld; Vorstandsvorsitzender der VKD-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen), Wolfgang Mueller (Datteln; Vize-Präsident VKD e.V.; Vorstandsmitglied der VKD-Landesgruppe NRW), Dr. Christian Heitmann (Münster; Partner der Curacon GmbH Wirtschafts­prüfungsgesellschaft).

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