Hessen | Die Transformation des Krankenhauses kann nur gemeinsam gelingen

Veröffentlicht am 24. September 2021 in f&w – führen und wirtschaften im Krankenhaus – Autor Florian Albert

“Wie viel Krankenhaus braucht das Land?” Antworten auf diese Frage suchte der VKD Hessen am 22. und 23. September in Fulda. Die wichtigsten Aussagen des zweiten Tages im Überblick:

Kliniken fürchten sinkende Fallzahlen und leere Kassen

Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser droht sich spätestens 2022 deutlich zu verschlechtern. Gesundheitsökonom Andreas Beivers warnte vor neuen Kostendämpfungsgesetzen nach der Wahl und erwartet, dass der Druck in den Budgetverhandlungen deutlich steigen wird (siehe auch Artikel aus f&w 7/21: “Reise nach Jerusalem mit wenig Stühlen” auf BibliomedManager.de). Auch Heiko Müller von der Hessen-Agentur zeigte anhand aktueller Zahlen, dass die Fallzahlenentwicklung in den Krankenhäusern des Bundeslandes noch immer rückläufig ist – Stand jetzt rund 7 Prozent unter den Werten von 2019.

Mehr Unterstützung für den Strukturwandel

Deutschland hat (zu) viele Krankenhauskapazitäten – aber der Weg zu einer bedarfsgerechten Versorgungslandschaft ist im Großen wie im Kleinen ein Kraftakt. Kliniken, KVen und alle anderen Akteure brauchen neue Spielräume, um die Versorgung vor Ort neu zu gestalten. Erika Raab vom Klinikum Groß-Gerau hat gegen viele Widerstände aus Politik und Bevölkerung 2019 eine Geburtshilfe schließen müssen. Nun will sie das Krankenhaus in ein Gesundheitszentrum umwandeln. Was politisch gewollt ist, ist derzeit aber nur schwer umsetzbar, Prävention beispielsweise wird nicht bezahlt, so Raab. Ihr Wunsch: Ein (Regional)Budget sollte bei ihr das mengenbasierte Fallpauschalensystem ablösen.

Gemeinsam zum Wohl des Patienten

In Frankfurt-Höchst wollten Krankenhaus und KV gemeinsam eine Lösung für die Notfallversorgung finden – und das ist ihnen auch gelungen. Der “Höchster Tresen” hat es sogar in den Koalitionsvertrag von CDU und Grünen in Hessen geschafft, berichtete Chefarzt Dr. Friedrich Peter Petersen. Das Projekt ist ein hessisches Musterbeispiel für die gelungene Kooperation von Krankenhaus und Niedergelassenen, von dem vor allem die Patienten profitieren. In Höchst entscheiden die Ärzte des Krankenhauses und des Ärztliche Bereitschaftsdiensts gemeinsam, ob der Patient ambulant oder stationär versorgt werden soll. Die Notaufnahme des Krankenhauses wurde so um rund ein Drittel entlastet.

Vermeintlich “bewährte Strukturen” haben ausgedient

“Die Schließung eines Krankenhauses war jahrzehntelang die falsche Antwort auf eine richtige Frage”, sagte Dr. Roland Strasheim, Hauptabteilungsleiter der AOK Hessen. Entscheidend sei, wie man die Versorgung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten und mit guter Qualität in der Region sicherstellen könne – und wie es endlich gelingen kann, dass der Patient im Gesundheitssystem souverän seine eigenen Entscheidungen trifft. Die vermeintlich “bewährten Strukturen” haben ausgedient, betonte Strasheim. Er plädierte für ein abgestuftes Versorgungsmodell, von der Basisversorgung bis zur hochkomplexen Medizin. In diesem Zielbild seien sich Kliniken und Kassen einig, nun müsse endlich gehandelt werden, “sonst drohen Kostendämpfungen und Leistungsrestriktionen”. Sanktionen sollten dabei allerdings nur das letzte Mittel sein, wichtiger sei der gemeinsame Wille, etwas zu bewegen.

Die Länder wollen stärker steuern

Die Krankenhäuser haben in der Pandemie außerordentliches geleistet, unterstrich Ben Michael Risch, Referatsleiter im hessischen Sozialministerium. “Der Krankenhaussektor läuft.” Dieser gute Ruf werde bei den zu erwartenden Verteilungskonflikten helfen. Eine kalte Marktbereinigung könne aber nur verhindert werden, wenn alle Akteure zusammen arbeiten. Risch unterstrich, dass auch Hessens Krankenhäuser klare Rollen und Aufgaben zugewiesen bekommen sollen – gemeinsam mit dem ambulanten Bereich. Das Zusammenspiel mit dem Bund gestaltet sich dabei nicht immer einfach. So passt beispielsweise das Zentrumskonzept des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) nicht zum bisherigen hessischen Weg, etwa in der Geriatrie und Onkologie. Das Land drängt zudem darauf, Bereiche wie die Kinderheilkunde aus der DRG-Finanzierung herauslösen – Stichwort Vorhaltefinanzierung. Risch betonte, dass das Land aber nicht alles regulieren wolle, die Krankenhäuser sollen weiter genug Gestaltungsspielraum und Freiheiten behalten. (fa)

Die nächste Jahrestagung des VKD Hessen findet am 5. und 6. Oktober 2022 in Nordhessen statt.

Der im Rahmen der 70. Jahrestagung am 22. September 2021 neu gewählte Vorstand der VKD-Landesgruppe Hessen für die Legislatur bis 2024: von links nach rechts: Andreas Schwab (stellv. Vorsitzender), Erbach, Dr. Dirk Fellermann, Bad Nauheim, Barbara Robert, Fritzlar, Hubert Connemann (Vorsitzender), Limburg, Martin Engelhardt, Weilmünster. Es fehlt Volkmar Bölke, Hanau.

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